1. Die Anfänge: Klassisches Brainstorming nach Alex Osborn (1950er–1970er)
Die Ursprünge des Brainstormings gehen auf Alex Osborn, einen US-amerikanischen Werbefachmann, zurück. In seinem Buch “Applied Imagination” (1953) beschrieb er erstmals eine systematische Methode zur Ideenfindung in Gruppen. Seine Grundregeln waren:- Freies Denken: Keine Idee ist zu verrückt.
- Keine Kritik: Bewertungen und Diskussionen kommen erst später.
- Quantität vor Qualität: Je mehr Ideen, desto besser.
- Kombination und Verbesserung: Ideen können weiterentwickelt werden.
Brainstorming galt damals als revolutionär, da es Teams dazu befähigte, in einem offenen Rahmen kreativ zu arbeiten. Doch schon in den 1970er-Jahren zeigten erste Studien, dass Gruppen nicht unbedingt bessere Ergebnisse liefern als Einzelpersonen. Das sogenannte Production Blocking (wenn einige Teilnehmer in Gruppenmeetings zögern, ihre Ideen zu äußern) wurde als Schwäche erkannt.
2. Die 1980er–1990er: Kritik und neue Techniken
Während Unternehmen Brainstorming weiter nutzten, kamen immer mehr wissenschaftliche Studien zu dem Schluss, dass klassische Gruppen-Brainstormings nicht immer effizient sind. Alternativen wurden entwickelt:- Brainwriting (1968 von Bernd Rohrbach als 6-3-5-Methode definiert): Jeder schreibt sechs Ideen auf, gibt sie an den nächsten weiter, der sie weiterentwickelt.
- Nominal Group Technique (NGT): Teilnehmer generieren Ideen zunächst alleine, bevor sie sie in der Gruppe teilen und bewerten.
- Elektronisches Brainstorming (EBS): Mit dem Aufkommen von Computern begannen Unternehmen, Ideenfindung digital zu unterstützen, um Gruppenprozesse effizienter zu gestalten.
Diese Methoden adressierten einige der Probleme des klassischen Brainstormings, insbesondere das Lautstärke-Problem (extrovertierte Teilnehmer dominieren die Diskussion) und das soziale Faulenzen (einige Mitglieder beteiligen sich weniger aktiv).
3. Die 2000er: Design Thinking & kollaborative Innovationsprozesse
Mit dem digitalen Wandel entstanden neue Methoden, die über Brainstorming hinausgingen. Besonders prägend war der Aufstieg von Design Thinking, das von Unternehmen wie IDEO und der Stanford d.school populär gemacht wurde. Im Gegensatz zum klassischen Brainstorming liegt hier der Fokus auf:- Empathie für den Nutzer: Ideengenerierung beginnt mit einem tiefen Verständnis der Zielgruppe.
- Iterativen Prozessen: Ideen werden sofort getestet und weiterentwickelt.
- Interdisziplinären Teams: Unterschiedliche Perspektiven sorgen für bessere Lösungen.
Zudem veränderte sich die Meeting-Kultur: Remote Brainstormings wurden durch Tools wie Miro oder MURAL immer häufiger, was geografisch verteilte Teams einband und asynchrone Ideenfindung ermöglichte.
4. Die 2020er: Künstliche Intelligenz und hybride Innovationskultur
Heute steht Brainstorming erneut an einem Wendepunkt. Die zunehmende Integration von künstlicher Intelligenz (KI) verändert, wie Ideen generiert, bewertet und weiterentwickelt werden:- KI-gestützte Kreativtools wie ChatGPT helfen, erste Ideen zu generieren oder bestehende Konzepte zu verfeinern.
- Datengetriebene Innovation ermöglicht es Unternehmen, basierend auf Marktanalysen und Nutzerverhalten gezielt kreative Lösungen zu entwickeln.
- Hybride Workshops kombinieren analoge und digitale Methoden, um sowohl spontane als auch strukturierte Kreativität zu fördern.
Gleichzeitig wächst das Bewusstsein dafür, dass Kreativität nicht nur ein Gruppenprozess sein muss. Studien zeigen, dass viele Menschen ihre besten Ideen in Momenten der Ruhe haben – etwa beim Spazierengehen oder kurz nach dem Aufwachen. Unternehmen beginnen daher, mehr Raum für individuelle Kreativität zu schaffen.
Fazit: Die Zukunft der Ideenfindung
Brainstorming hat sich in den letzten 50 Jahren von einer simplen Gruppentechnik zu einem vielfältigen Set an Innovationsmethoden entwickelt. Während klassische Brainstormings noch immer genutzt werden, gibt es heute zahlreiche Alternativen – von Design Thinking über digitale Whiteboards bis hin zu KI-gestützten Kreativprozessen. Entscheidend ist, die richtige Methode für das jeweilige Team und die jeweilige Fragestellung zu wählen.Wer neue Ideen effizient und kreativ entwickeln will, braucht also mehr als nur eine Runde „Lass uns mal brainstormen“. Im palais f. helfen wir euch, genau die richtigen Innovationsprozesse zu gestalten – sei es durch moderierte Workshops, inspirierende Räumlichkeiten oder kreative Methoden, die über das klassische Brainstorming hinausgehen.